Als Mutter wollte ich meine Kinder in ihren Stärken fördern und ihre Schwächen so weit vermindern, dass sie damit leben können. Ich wusste: Er spielt lieber Fussball als Lego, sie liest lieber ein Buch, als etwas zu basteln. Na und?
Als dann aber beide über die Schule zu einer Psychomotorik-Therapie aufgefordert wurden, bin ich doch sehr erschrocken – und gleichzeitig neugierig geworden.
Zum Glück! Denn Dank den Förderideen, die nun mit „Fingerspitzengefühle“ als Sammlung vorliegen, mochten meine Kinder plötzlich auch Feinmotorisches. Begeistert spielten wir gemeinsam Spickfussball, knackten Nüsse, filzten am Sonntag Mäuse, und die Fortschritte zeigten sich bald.
Ein wunderbar praktisches Arbeitsbuch, das ich jeder Kindergartenlehrkraft wärmstens ans Herz und in die Hände legen möchte. Nicht nur sind die anschaulich und liebevoll gestalteten Spiel- und Bastelideen einfach und praxisnah umsetzbar. Vor allem auch die klar beschriebenen Schwerpunktthemen regen zu vertiefter Auseinandersetzung mit taktil-kinästhetischer Förderung an; ein Bereich, dem im Kindergarten grösste Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Eine geniale Werkstatt für die Förderung der Fein- und Schreibmotorik ist hier „aus der Praxis, für die Praxis“ entstanden. Sie besticht durch den klaren Aufbau, die übersichtlichen Strukturen und die professionelle Gestaltung. Unterstufenlehrpersonen stehen fundierte und erprobte Ideen zur Verfügung, die sie als Ganzes oder auszugsweise einsetzen können. Unterstufenkinder werden zu lustvollem, eigenem Tun angeregt und sie werden die ansprechenden Bilder und Zeichnungen lieben!
In der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen, schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sind theoriegeleitete Praxisideen, wie sie mit „Fingerspitzengefühle“ vorliegen, von grosser Bedeutung. Das Üben feinmotorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten geschieht in der kindlichen Entwicklung im Spiel – dieser Tatsache wird mit den motivierenden Spielideen Rechnung getragen.
Die Feinmotorik ist, neben einer grossen Bedeutung im Alltag, eine zentrale Vorläuferfähigkeit für die Handschrift. Die Grafomotorik ist auch im Computerzeitalter eine wichtig Grundlage für die „Teilhabe an Bildung, Gesellschaft und Kultur“ (Vetter et al. 2010, 20). Die flüssige, lesbare Handschrift ist ein wichtiger Faktor in der Schreibentwicklung und hat einen signifikanten Zusammenhang mit Schreibleistung, Textproduktion und Wortschatz (Olinghouse & Graham 2009). Feinmotorik hat allerdings nicht nur eine zentrale Bedeutung für den Erwerb der Handschrift, sondern ist auch im Alltag zentral: Schuhe binden, Knöpfe schliessen etc.
Kinder, welche feinmotorische Fähigkeiten beherrschen, sind unabhängiger von der Hilfe Erwachsener und können sich selbständiger durch den Alltag bewegen.
Das Buch „Fingerspitzengefühle“ bringt in einer wunderschönen Form Ideen zur Förderung der Feinmotorik einerseits in der Schule, andererseits auch im Elternhaus, wo ein Grossteil der feinmotorischen Förderung natürlicherweise stattfindet. Eine Innovation sind die fertig vorbereiteten Projekte, welche verschiedene Posten aus der Werkstatt thematisch verbinden. Ich hoffe sehr, dass die Projekte Anregungen für die Umsetzung in verschiedenen Zusammenhänge geben und Ideen wecken, um eigene Feinmotorik-Projekte in Angriff zu nehmen… sicher werden die Kinder kräftig und begeistert bei der „Erweiterung“ von Werkstatt und Projekten mittun; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Dieses ausgezeichnete und übersichtlich gestaltete Arbeitsbuch zur Förderung der Feinmotorik eignet sich nicht nur als wertvolles Hilfsmittel für Fachpersonen aus dem Bereich der Psychomotorik, der Ergotherapie und der Heilpädagogik, sondern spricht mit seinen klaren Anweisungen auch Lehrpersonen und Eltern an, die darin viele praktische und einfach umzusetzende Übungen finden können. Für interessierte Kinderärzte kann das Buch zudem eine wertvolle Hilfe auch zur Erfassung von feinmotorischen Schwierigkeiten sein, da die meisten Übungen mit wenig Aufwand auch in der Praxis durchgeführt werden können.